Seenot und Fackel

Sicherheitsausrüstung beim Coastal Touring

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In den kommenden Wochen starten wieder die ersten Wanderfahrten. Damit wird das Thema Sicherheitsausrüstung  beim Coastal Touring wieder wichtig.  Corona hin- Corona her, ich gehe davon aus, dass im Juni die ersten Touren gemacht werden. Auch die Touren entlang der Küste oder vereinzeltes Inselhopping. Kann’s hier brenzlig werden?
Die Tourguides sind meist passionierte Wanderruderer und bringen viel Erfahrung mit. Das Thema Sicherheit steht an oberster Stelle.  Kein Fahrtenleiter will in Seenot geraten.
Wir haben vor Kurzem mit Volker, Geschäftsführer von Rowing-in-Europe GMBH gesprochen. Rowing in Europe ist eine Organisation die professionelle Wanderfahrten an Küsten und Flüssen weltweit organisiert. Er gab uns einige Tipps zu der Sicherheitsausrüstung die ein Tour Ruderer an Bord haben sollte.
“Es ist immer eine Risikoabschätzung die ich mit der Crew vorab mache. Gemeinsam überlegen wir was die Mindestausrüstung ist, wie und wo die Ausrüstung platziert wird”. Coastal Boats listet hier einfach einmal auf was aus seiner Erfahrung Sinn macht:

Schwimmwesten und Kompass

Über diese Dinge sollte man eigentlich gar nicht mehr nachdenken. Die gehören ins Boot. Den Kompass kann man diskutieren. Immer wieder hören wir das Argument— wir sehen doch die Küste – mein Handy hat ein GPS.  Handys sind gut, solange Empfang und Strom vorhanden sind. Fällt ein Handy ins Wasser, oder treibt dein Dry Bag aus dem Boot- was dann?  Ein kleiner wasserdichter und sanddichter Kompass wiegt nur 150gr. und kann überall im Boot / Ausleger festgemacht werden.

MOB-Ausrüstung – Mann /Frau über Bord

Was passiert wenn es Euch eine Person aus dem Boot haut? Zwei Faktoren bestimmen die schnelle und sichere Rettung und Bergung einer Person, die über Bord gefallen ist. Ist die Person erst mal über Bord ist es sehr schwierig sie bei Wellengang wieder ins Boot zu bekommen. Brenzlig wird es wenn die Person verletzt wurde. Was kann man tun?

  1. Schwimmwesten früh genug anziehen. Wenn es rau wird zieht die Westen an. Fällt jemand über Board, dann …
  2. Markierungsboje nachwerfen. Schon nach kürzerer Distanz ist bei Seegang eine Person im Wasser nicht mehr zu erkennen oder wieder zu finden. Deshalb sollte der Steuermann sofort eine Markierungsboje nachwerfen. Einige Modelle haben ein Positionslicht. Kosten ab 1300 Euro.
  3. Schwimmleinen, Lifelines oder Strecktau: “Eine Kollegin die auch Rudertouren organisiert nutzt Taue von 10 m Länge, die am Ausleger und an dem Fussknöchel festgemacht werden. Es ist eine Lösung bei der die Person max 10 m wegtreiben kann. Ich rate dazu nur als Ultma Ratio. Wenn Du angebunden von Board fällst, das Boot aber auf der Welle  weitertreibt, kann es es zu ernsthaften Verletzungen am Knöchel kommen. Ich würde lieber raten der Person ein langes Seil oder Leine hinterher zu werfen um eine Verbindung mit dem Boot zu haben.
  4. Drei Versuche: Aus dem Flussrudern wissen wir: Unsere Kraft wieder selbstständig ins Boot zu kommen reicht für 3 Versuche. Der Körper kühlt zudem ab, und die Blutzirkulation verlangsamt sich.

Weitere Ideen zum Thema Sicherheitsausrüstung beim Coastal Touring:  Mindestausrüstung. Vieles ist für Hochseebereich, anderes aber auch für unsere Belange interessant.

Sicherheitsausrüstung beim Coastal Touring: Seenot und Funkbojen:

Hier unsere Empfehlungen für Tour Ruderer die sich weiter raus auf See wagen:

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PLB – Sinnvoller Ergänzung an Bord

Rowing in Europe nutzt weiterhin als Sicherheitsausrüstung beim Coastal Touring ein  PLBs (Personal Locator Beacons). Das ist ein Signalmelder ähnlich dem EPIRP allerdings nicht auf Schiffe sondern auf Personen zugelassen. Sie werden an der Person (Schwimmweste, Oberarm… ) befestigt.  Diese Geräte werden müssen behördlich registriert werden. Und jeder Nutzer muss wissen was bei einer Auslösung des Alarms passiert. Es wird eine unwiderrufliche Rettungsaktion gestartet. Das Deaktivieren des Alarm nützt nichts mehr. Man muss persönlich bei der Registrierstelle anrufen und Entwarnung geben. Sagt Volker: “Es ist ärgerlich dass wir diese PLB nicht in Deutschland registrieren können. Unsere Bundesnetzagentur benötigt einen Schiffsnahmen und eine Schiffszulassung. Das gibt es für Ruderboote nicht”.
Was ist die Lösung: Die meisten Shops in Deutschland registrieren das Gerät auf eine ID in England. SUI und AUT sind möglich.  PLBs sind eine sinnvolle und erschwingliche (unter 300 Euro) Erweiterung der Sicherheitsausrüstung bei ambitionierten Rudertouren abseits vom nahen Land.

Sicherheitsausrüstung – Pyrotechnik an Board?

Erlaubt sind Handfackel

Wenn Ihr über Signalmittel zur Rettung nachdenkt, kommt Ihr wahrscheinlich auf Signalfackeln.  Informiert Euch vor dem Kauf. Nicht alle Signalmittel sind erlaubt. Pyrotechnische Seenotsignalmittel, die einmalig aus der Hand abgeschossen werden, unterliegen dem Sprengstoffgesetz. Das ist nicht witzig, außerdem sind diese Signalmittel nicht so einfach anzuwenden. T1 Signalmittel darf jede Person über 18 Jahren erwerben. Handfackeln und Seenotsignalgeber mit einer Steighöhe von bis etwa 80 Metern (Signalgeber und ihre Munition, die nicht dem WaffG unterliegen, z. B. Nico Signalgeber) sind also ok.
Sie funktionieren natürlich nur wenn man sie trocken im Boot aufbewahrt. Und Vorsicht bei der Zündung. Wir haben uns vor 2 Jahren bei einer Übung tierisch die Hand verbrannt.
Natürlich kann man sehr viel Sicherheit mit an Bord nehmen.  Es gibt dafür aus dem Segelsport sehr viele Checklisten und  Ratgeber. Auch FISA hat hier einiges aufgelistet.
Sicherheit im Coastal Boat, Credit: World Rowing

Irgendwann hat man aber kein Platz mehr. Vor Allem muss man sich die Frage stellen: Was ist technisch sinnvoll? Coastal Boote liegen flach auf dem Wasser. Brauchen wir  für den Nebel Radarreflektoren oder aufblasbare Schwimm-Bojen ? Wohl kaum.  Rowing in Europe nimmt meist unten stehendes Equipment mit. Auch wenn es bisher noch nie gebraucht worden ist. “Ich tausche lieber nach 2-3 Jahren die Ausrüstung als dass ich sie ganz weg lasse. Das wäre töricht”, so Volker.

Coastal Rowing und Nautische Ausrüstung

Also, zusammenfassend würden wir vorschlagen was als Mindestausrüstung vorliegen sollte:

  • Rufnummern von DLRG /Küstenrettung, wasserdicht
  • Stoke / Speed coach
  • Schöpfkellen, ja auch die helfen im Stemmbrettraum
  • 2-3 fünf Meter lange Seile
  • Schwimmweste für jede Person an Board
  • Handies, oder  GPS Geräte, wasserdicht verpackt
  • Kompass
  • NOT / MOB Equipment
    • Markierungsbojen
    • Handfackel
    • PLB
  • kleiner, faltbarer Bootswagen oder Schaumstoffröhren zur Ablage am Strand
  • Paddelhaken
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