Wir haben diesen Post in 2021 gepostet. Mittlerweile sind einige neue Versionen an Carbonbooten auf den Markt gekommen. Und viele Hersteller haben an dem Thema Gewichtsvarianz am Boot gearbeitet. Vermutet haben wir es schon lange und hinter der vorgehaltenen Hand wird es in Fachkreisen auch diskutiert. Es gibt Bootshersteller die Versprechen ein Bootsgewicht und liefern dann Boote aus, die fast 20% schwerer als das empfohlene FISA Gewicht sind.
Wie schwer ist ein Coastal Boot ? Geht es nach FISA sollen sie leichter werden. Beim Coastal 4X hat man das Gewicht von 140kg auf 130 kg gesenkt. FISA will senken, während die Bootshersteller befürchten, dass mit sinkendem Gewicht die Preise noch weiter ansteigen.
Wir haben die Probe an der Coastal WM auf Exempel gemacht. In Portugal. An Solos und Zweier. Wir haben bei der Wägung der Boote zugesehen (soweit möglich) und etwa 15 Boote angesehen sowie die Fabrikschilder inspiziert. Das Ergebnis war nicht wirklich zufriedenstellend.
Es gibt eine riesige Varianz. Man hat den Eindruck, dass alle Bootshersteller – von wenigen Ausnahmen abgesehen – das Minimalgewicht von 35kg (Solo) und 60 kg (Zweier) hinbekommen. Ja, die meisten bauen nach FISA Richtlinien, sind aber dennoch in der Lage deutlich niedrigere Gewichte zu erreichen. RUBENETTI, Leo, Lite und andere kommen je nach Version fast an 26 kg beim Solo und 53 kg beim Double. Beachtlich wenig. Die Gewichtsanzeigen die wir in Portugal gefunden haben, haben dennoch extrem geschwankt.
Im Großen und Ganzen konnten wir erkennen, dass die Gewichte der Boote einzelner Hersteller schwanken. Wir haben auch gesehen, dass Coastal Bootsgewichte schon innerhalb eines Herstellers sehr schwanken kann. Besonders bei Herstellern aus Fernost. Wir reden nicht über ein Kilo Abweichung zur Fisa Norm. Achtet beim Bestellen eines Bootes also darauf, dass Ihr ein Mindestgewicht angebt. Nicht überall wo 35 kg draufsteht sind auch 35 kg drin. Wir sahen Gewichtsvarianzen der Hersteller zwischen 28 kg und 39 kg beim Solo, 70-53 kg beim Double. Das ist echt viel – viel zu viel.
Gewicht wird immer mehr zum Thema. Leichtere Boote liegen weniger tief im Wasser, sind einfacher ins Wasser zu bringen und sind – wenn aus Carbon – auch verwindungssteifer (weitere Infos). Kein Wunder also, dass immer mehr Hersteller nun neben den Standardbooten aus GFK auch Carbonboote anbieten. Zwar sind die Preise deutlich höher, das Gewicht allerdings niedriger. Zum weiterlesen: Ist ein Carbonboot schneller?
Wie schwer ist ein Coastal Boot? Das Problem: Die Steifigkeit
Leicht ist nicht immer besser: Wir wissen, dass die Steifigkeit der Boote ein wichtiges Grundelement ist. Sind die Boote zu weich kommt es zu Verwindungen. Besonders leichte Coastal Boote sind nur dann zu empfehlen, wenn diese mit Spanten / Rippen verstärkt werden. Zum Glück ist das heute Standard.
Übrigens: Die stärksten Belastungen erfährt ein Boot nicht nur im Wasser, sondern auch auf dem Trailer im Straßenverkehr! Auch das sollte bei der Auswahl des Gewichtes bzw. des Materials und natürlich des richtigen Trailers unbedingt beachtet werden, wenn ihr den Kauf eines Bootes plant. Einige Hersteller haben nun nachgezogen.
Rippen / Spanten als Verwindungshemmer
Der Vorteil von schweren GFK Booten, wie sie auch in Portugal immer wieder zu sehen waren, ist die laterale Stabilität und Steifigkeit der Schalen. Und die einfache Art das Schiff zu reparieren. Nur zum Verständnis: Glasfaser sind tolle Verstärkungsfaser mit großem Effekt. Leider ist deren Dichte und Harzaufnahme recht hoch. Das bringt zwar Steifigkeit aber auch Gewicht.
Wie schwer ist ein Coastal Boot? Wie helfen sich nun die Bootshersteller die mit hochwertigeren Materialien (Carbonfaser, Nomex Geweben etc) und nicht mit Glasfaser arbeiten. Sie verwenden konstruktive Hilfen. Nichts Neues im Bootsbau. Hier ein Bild der aus Wikipedia, dass ein Boot mit dem Gerippe (Spanten) zeigt.
Die Küstenbootshersteller, die leichte Boote zwischen 26 kg und 30 kg herstellen arbeiten mit Spanten (eng. rips). Dies ist eine Möglichkeit die Steifigkeit des Bootes auf das Niveau eines GFK Bootes zu bringen. Möglicherweise sind die Elemente zwischen den Rippen etwas weicher, die gesamte longitudinal Steifigkeit ist aber gleich. Bei weniger Gewicht. Auch die schweren Boote haben Spanten oder sogar noch zusätzliche Diagonalstreben. Der Vierer natürlich mehr als der Zweier.
Die meisten Hersteller von Kevlar- oder Carbonbooten nutzen 4-6 Rips beim Solo und 6-8 Rips im Doppelzweier. Das reicht und hat keinen Einfluss auf die Haltbarkeit oder die Geschwindigkeit. Die kommt vom Design. Leicht oder Schwer: Ich weiß aus Erfahrung: Leicht ist genauso steif wie schwer. Und persönlich habe ich lieber eine 28kg Rakete unter meinem Hintern als einen 35 kg Kreuzer. Vor allem würde ich mich ärgern wenn ich ein Boot nach FISA Maßen kaufe und beim ersten Rudern erkenne, dass das Gewicht 10% höher ist, als erwartet.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Seid ihr auch mal erschrocken, wie viel schwerer euer Boot war? Kommentiert unter diesem Artikel!