Aber wo man fängt bei einer solchen Zusammenfassung am Besten an? Wir haben die Geschichte des Ruderns auf dem Meer mal für euch auf das Notwendigste runter gedampft. Den ältesten Nachweis über das Rudern (nicht Paddeln, das ist älter) findet sich in Form eines Modells im Alten Ägypten (1900 v. Chr.). Das Wissen und die Technik von großen, geruderten Schiffen – Galeeren genannt – wird später von den Phöniziern übernommen und weiter entwickelt. Die Phönizier, aus dem heutigen Libanon, kontrollierten den Handel über weite Teile des Mittelmeerraums und viele moderne Städte in Südeuropa gehen auf phönizische Gründungen zurück – Städte wie Nimes, Lissabon, Palermo und Malaga.
Coastal Rowing in der Moderne
Die Geschichte des Küstenruderns in England
Küstenrudern hingegen ist weniger gut dokumentiert. Das erste, dokumentierte Rennen fand 1820 statt, allerdings ist anzunehmen, dass Regatten und Rennen viel früher stattfanden. So ist bekannt, dass Matrosen sich mit den Beibooten der großen Segelschiffe immer wieder Rennen lieferten. Als Preisgeld wurde hier vom Kapitän extra Rum ausgegeben.
Was hat Coastal Rowing mit Schmuggeln zu tun?
Insbesondere an der Südküste Englands war Geschwindigkeit beim Rudern für die ansässige Bevölkerung essenziell wichtig. In Orten wie Dover, Deal und Hastings wurde das meiste Geld durch Schmuggel und der “Bergung” von Wracks verdient. Lest hier mehr darüber.
Bei der Bergung von Treibgut und Wracks galt nicht das Recht des Stärksten, sondern das Recht des Schnellsten. In der Zeit vor einer organisierten Küstenrettung lieferten sich Ruderer regelrecht Rennen zu den havarierten Schiffen, da der Erste vor Ort alle Güter für sich beanspruchen konnte. Ruderer aus Deal und Dover ruderten regelmäßig nach Frankreich um Handelsblockaden zu umgehen. So gibt es Berichte von stolzen Schmugglern, die in einem Boot mit 8 Rudern den Kanal in 5 Stunden und mit dem “Tausendfüssler”, einem Boot mit 20 Rudern in 3 Stunden überqueren konnten. Ein Zollbeamter nannte das Rennen zwischen den Ruderbooten und seinem Zollschiff, also würde eine Kuh einen Hasen jagen.
Aber die Zeiten änderten sich schnell. Das Ende der napeoleonischen Kriege, starke Maßnahmen der Regierung gegen Schmuggeln und das Auftreten von Dampfschiffen (und damit weniger Wracks) bedeuteten auch das Ende dieses lukrativen Einkommens und Lebensunterhalts für Viele an der Küste.
Coastal Regatten
Ab den 1820ern wurden in den Städten an der Südküste Englands Regatten durchgeführt, deren Preisgelder ein Einkommen für die nun mittellosen Ruderer generierten. Es ging dabei natürlich nicht nur um die früheren Schmuggler, sondern um Einnahmen durch Tourismus, da diese Regatten Tausende von Zuschauern anlockten. Örtliche Philanthropen organisierten diese Rennen um ihre oftmals im Verfall befindlichen Küstenorte wieder zum Aufschwung zu verhelfen. Es gab auch Rennen für “Amateure”, oftmals lokale Männer der Mittelklasse, die um kleinere Gewinne, wie beispielweise silberne Tassen und Teeservices, ruderten.
Bis zu den 1870ern hatten sich diese Amateurclubs gewandelt. Der Sport wurde seriöser, es wurden schnellere Boote entwickelt und das ganze Jahr über trainiert. Die Amateurrennen, insbesondere Vierer, Zweier und Skulls, wurden immer Prestigeträchtiger und Vereine begannen ihre Boote und Mannschaften bei Regatten entlang der gesamten Küste anzumelden. Dies führte dazu, dass sich bis zu den 1880ern zwischen der Isle of Wight und Herne Bay 20 verschiedene Regatten etablierten.
Die Regatta South Coast Championship wurde ein wichtiges Event und 1893 wurde entschieden eine professionelle Organistion zu gründen um einheitliche Regeln und Voraussetzungen zu schaffen – die Coast Amateur Rowing Association (CARA).
Modernes Coastal Rowing von FISA
Modernes Coastal Rowing – also Rudern mit Rollsitz im Solo, Zweier und Vierer – geht wahrscheinlich auf eine Idee des französischen Navigators Gerard D’Aboville in den 1980ern zurück. Zusammen mit dem Monegassen Jannot Antognelli und Marseiller Denis Masseglia wurde ein Kommittee gegründet, dass sich mit der Entwicklung von Booten und Regeln befassen sollte und dies seit 1992 unter der Schirmherrschaft der FISA. Gerade amerikanische Ruderer werden hier einwenden, dass das moderne Küstenrudern mit der Entwicklung des Alden Ocean Shells in den 1970ern begann. Dieses galt als stabilstes und sicherstes Rumpfdesign für den Freizeitsport.
Die modernen Boote und damit auch das moderne Küstenrudern als Sportart geht jedoch auf die Yole de Mer zurück. Dieses Boot sollte die hölzernen Yolen ersetzen und tauchte an der Süd- und Atlantikküste Frankreichs als Erstes auf. Es handelte sich dabei um ein schmales, fast schon übliches Ruderboot, dass jedoch auch Wind und Wellen widerstehen konnte.
Australien
Laut Coastal Rowing Australia, began Coastal Rowing in Australien als Warwick Marler und Creagh Mecham anfingen sich über ihre Erfahrungen mit modernen Coastal Boats in Frankreich im Jahr 2004 auszutauschen. Es geht also auch hier auf die Yole de Mer zurück.
Deutschland
Auch in Deutschland nimmt Coastal Rowing immer mehr Fahrt auf. Trotz Pandemie fanden dieses Jahr mehrere Regatten an Nord- und Ostseeküste statt und deutsche Ruderer waren auch bei der Weltmeisterschaft in Portugal erfolgreich vertreten. Auch beim DRV nimmt man das Thema Coastal Rowing, gerade auch im Hinblick auf die Olympiade 2028, sehr ernst.