Küstenboote: Gleiter oder Verdränger
Immer wieder stellt sich beim Kauf eines Küstenbootes die Frage: Wie geht das? Surfen mit Coastal Boats. Brauche ich einen Gleiter (Planning Hull) oder einen Verdränger (Displacement Hull) ?
Die Antwort ist einfach. Die meisten marktüblichen Boote sind beides. Wie hier in der Skizze (Blisterreview) dargestellt, sind Boote im Bug Verdränger und im Heck meist Gleiter. Ähnlich wie die Powerboats, also hochmotorisierte Motorboote haben Coastal Boote Verdränger und Gleiteigenschaften. Der Bug “verdrängt”, das Heck gleitet eher. Beim normalen Rudern, also bei flachem Wasser und leichtem Wind verdrängen wir. Unser Bootsbug schneidet das Wasser auf, verdrängt es und wir schieben uns durch. Leider erreichen wir mit unseren Booten ohne Wellen keine Gleitgeschwindigkeit. Jedenfalls kein normaler Ruderer.
Fangen wir mal vorne an:
Länge Läuft. Die Rumpfgeschwindigkeit
Wenn Du mit deinem Boot unterwegs am See oder Fluss bist, hat man immer mal wieder mit Wellen zu kämpfen, die von anderen Booten, Fähren oder Cargoboats verursacht werden. Beobachtet man die Wellen genauer, stellt man fest, dass sie nicht nur von großen Fahrgastschiffen oder Lastkähnen verursacht werden, sondern auch von unserern kleinen Ruderbooten. Diese Boote verdrängen und bilden eine Bugwelle. Diese Bugwellen entstehen durch die Rumpfgeschwindigkeit.
Im allgemeinen bezeichnet man mit Rumpfgeschwindigkeit die größtmögliche Geschwindigkeit, welche noch in Verdrängerfahrt erreicht werden kann. Vergleicht mal einen Achter mit einem Skiff: Mit steigender Geschwindigkeit erhöht sich die erzeugte Wellenlänge, gleichzeitig rückt die Heckwelle näher an die Bugwelle heran. Würde unsere Bugwelle mit der Heckwelle des Bootes miteinander verschmelzen, würde sich unsere Achter rein theoretisch aufrichten. Dazu gibt es Berechnungen dass kürzere Boote relative grösseren Widerstand aufbauen. “Länge läuft”. Siehe DRV Bericht
Surfen mit Coastal Boats: Wie komme ich zum Gleiten?
Surfen mit Coastal Booten. Ein Weg zum Überwinden der Rumpfgeschwindigkeit an der Küste besteht darin, bei anständigem Wellengang die schiefe Ebene der Welle nach unten zu rudern. Die Welle schiebt uns mit ihrer Kraft von Verdränger zur Gleitfahrt.
Was ist ein Gleitboot?
Gleitboote sind durch ihre Rumpfkonstruktion dazu geeignet, sich mittels starken Wellengangs gegen den Wasserwiderstand aus dem Wasser zu erheben und auf dem Wasser zu gleiten. Es befindet sich also der überwiegende Teil des Bootes oberhalb der Wasserlinie. Da sich der Rumpf aus dem Wasser hebt, reduziert sich der Widerstand durch die Bugwelle. Jetzt kommt die Gleitfläche im Heck des Coastal Bootes zum Zuge: Das Heck beginnt bei weiterer Erhöhung der Geschwindigkeit auf der Welle zu gleiten. Die Bugwelle und Heckwelle verschmelzen zu einer Welle, das Boot fährt vor dieser Welle und liegt nahezu flach auf dem Wasser. Durch den dabei viel geringeren Wasserwiderstand werden im Vergleich zur Verdrängerfahrt deutlich höhere Geschwindigkeiten erreicht. Soweit die Theorie. Lest hierzu auch unseren Post über das Boot als Wellenbrecher
Surfen mit Coastal Boats: Der unfreundliche Gleiter
Wenn Euer Boot durch die Welle angeschoben wird, nennt man das Angleiten. Und dieser Moment ist im Rennen entscheidend. Wann dein Coastal Boot angleitet hängt also sehr stark vom flachen Heck/ Rumpf ab. Auch wie die Gewichtsverteilung ist: Also wie Du sitzt und wo Dein Stemmbrett liegt. Schaut Euch vor dem Rudern mal Euren Rumpf an. Vorteilhaft für die Gleitfahrt ist theoretische ein langer, flacher Rumpf mit breitem Heck. Es gibt momentan Doppelzweier Co2x auf dem Markt, die sind toll verarbeitet haben aber einen viel zu hecklastigen Schwerpunkt. Alles anderer als Gleiterfreundlich.
Und Vorsicht ist geboten. Dieses Gleiten solltet Ihr einige Male üben. Es ist nicht so einfach bei Wellengang die Körperhaltung zu repositionieren und die Skulls locker zu lassen Ihr wollt ja nicht im Sturzflug ins Wellental eintauchen.
Surfen und das Eigengewicht.
Alle Coastal Boote sind als Gleiter und Verdränger ausgelegt. Egal wieviele Personen im Boot sitzen. Klar, dass ein Co4x später gleitet als ein Solo. Und damit sind wir bei den Konstruktionsaspekten und dem Gewicht. Welche Kriterien gibt es noch zum Surfen mit Coastal Booten?
Konstruktionsaspekte: Die Form des Bootsrumpf
Damit ein Coastal Boat überhaupt Gleitfahrt aufnehmen kann, muss es im letzten Drittel zum Heck so ausgeformt sein, dass es möglichst energiearm auf seine eigene Bugwelle auffahren (und sie überholen) kann. Das schafft nur die Kraft der Welle. Der Rumpfboden muss also dort dem Wasserwiderstand also möglichst wenig Angriffsfläche bieten und möglichst wenig Wasser zur Seite verdrängen.
Der hydrostatische Auftrieb der Verdrängerphase wird also bei zunehmender Geschwindigkeit immer mehr durch hydrodynamischen Auftrieb unterstützt. Dadurch wird das Boot aus dem Wasser gehoben. Der Widerstand der Bugwelle reduziert sich, die Geschwindigkeit nimmt zu. Schliesslich fängt auch das schwere Heck des Küstenbootes an, auf der Welle zu gleiten. Nun ist der Widerstand des Wassers so gering, dass trotz unseres Gewichtes hohe Geschwindigkeiten erreichbar sind. Die hydrostatischen Kräfte am Boot sind nun vergleichsweise gering, der hydrodynamische Auftrieb überwiegt. Länge Läuft. Ein Bericht.
Surfen und Bootsgewicht
Viel Bootswerften bieten Coastal Boote in verschiedenen Versionen an. Standard ist FISA Mindestgewicht. Viele gehen jedoch weiter und bauen leichtere Boote. Eine Möglichkeit den konstruktiven Spagat zu überwältigen und schneller ins Gleiten zu kommen ist das Bootsgewicht. Die Gleitgeschwingigkeit ist nicht nur von der Rumpfform, sondern vor allem vom Bootsgewicht abhängig. Nicht ohne Grund sorgt World Rowing bisher dafür, dass alle Regattaboote das gleiche Mindestgewicht haben. Privat ist das eine andere Sache. Hast Du ein Carbonboot, sparst Du gegenüber der Standardversion 4 – 10 kg, je nach Boot. Beim Co4x noch mehr. Weniger Gewicht bedeutet früheres Gleiten und mehr Geschwindigkeit. Aber mal auf dem Teppich bleiben: wir reden hier über max 2-5 Std KM im Skiff.