Sie haben ein Coastal Boat gekauft oder wollen sich eines leihen? Prima. Nun stellt sich die Frage … wie rigge ich mein Coastal Boot (Küstenboot), damit es in meinem Revier gut zu rudern ist.
Hier meine Erfahrungen und diejenigen die ich mit Experten geteilt habe. Hier stehen keine allgemeinen Rigging Vorschriften oder Empfehlungen für Coastal Boats. Vielmehr sind es Erfahrungen die wir in den letzten 2 Jahren gemacht haben und weiter geben.
Zum Riggen gehören die Ausleger, die Ruder, Stemmbrett und Schuhe sowie Dollen sowie die ganzen Hebeleinstellungen.
Coastal Boat riggen: Arbeit am Ausleger

Ehrlich gesagt. Wir haben Anfangs sehr viel experimentiert. Und das war gut so. Man bekommt echt ein gutes Gefühl für die Unterschiede beim Rudern. Also probiert es ruhig mal aus. Jeder Tag auf See ist anders und hat andere Bedingungen. In 2-3 Wochen kennt ihr Eure Einstellungen zu jedem Wetter. Man spielt am Ausleger, an den Rudern und mehr.
Ruder
Die meisten Bootshersteller empfehlen für das Coastal Rowing etwas kürzere Ruder. Wir haben lange und kurze Ruder ausprobiert. Wir stimmen dem zu. Kurz ist besser und sicherer. Und „Null“ Grad ( 4/4) in der Dolle ist Standard.

Gerade bei langezogenen Wellen von Luv, von der Seite, sind kurze Ruder angenehmer weil wir sie schneller aus dem Wasser bekommen. Auch bei Gegenwind fühlen sich kurze Ruder besser in der Hand. Man glaubt weniger Widerstand zu spüren.
Ein kürzeres Ruder liegt auch hinsichtlich Gewichtsverteilung gut und flott in der Hand. Man ist reaktionsschneller.
Nota Bene: Eine Schlaglänge, die auf flachem Wasser völlig bequem sein kann, ist höchstwahrscheinlich zu lang für ein Coastal Boat an der Küste. Lange Schläge an der Küste können zum „Hängenbleiben“ im Finish führen und Sie fangen an „rumzukrebsen“.
Vorschlag: Ruderlänge 275-284 cm. Wenns richtig wellig ist, eher kürzer. Probieren Sie es mal aus. Sehr angenehm.
Innenhebel:
Für uns war ein Innenhebel von 89 cm bei Ruderlänge von 280 cm gut. Das war gut zu rudern und auch kräftemässig ok .
Dollen und Dollenabstand am Coastal Boat:
Wir haben hier eher einen grossen Abstand. Versuchen Sie doch mal die Dollen ganz nach aussen zu schieben und die maximale Länge zu erreichen? Wie fühlt sich das an?
Für mich sind am Bugausleger Abstände von 160 richtig. Das waren auch die Einstellungen fast aller Solo’s an der WM. Aber auch 162-164 cm sind richtig. Wenn man es denn will

Höhe:
Die Höhe der Dollen variieren. Kennen Sie Ihr Set Up auf dem Fluss oder im Rennboot? Nehmen Sie im Küstenboote 5mm oder 7mm zusätzlich und testen Sie, wie Sie aus dem Wasser kommen. Bei mir reichte eine zusätzliche 5mm C-Clip für die optimale Dollenhöhe. Generell müssen Sie natürlich die Höhe nach Ihren Körpermassen einstellen. Zur Orientierung: FISA schlägt 18-20 cm vor. Auf dem Fluss oder See liegen Rennboote eher zwischen 16-19cm. Denken Sie einfach daran: Wenn es wellig wird brauchen Sie einfach Platz. Mit 20cm oder mehr ist es wesentlich einfacher das Blatt aus den Wellen zu drehen.
Stemmbretter
In der Küste wird das Stemmbrett leicht anders eingestellt. Im Rennboot versuchen wir Auslage durch „nachvornesetzen“ des Stemmbretts zu gewinnen. Das macht Sinn, weil Rennboote viel schneller sind und der Kräfte beim Anzug viel schneller wirken.
Küstenboote sind etwas schwerer. Wir brauchen hier also keine extreme Vorlage. Für die Co 1x -Single erhalten Sie wahrscheinlich das beste Handling, wenn das Stemmbrett etwas weiter in Richtung Bug eingestellt ist. Für den Stemmbrettwinkel gilt: Eher einen flachen Winkel suchen. Flach bedeutet eher eine 35 Neigung als 45 °. Das Stemmbrett eher hoch arretieren.
Schuhe
Gönnen Sie sich ein paar vernünftige Schuhe. Investieren Sie 100 Euro und kaufen Sie sich Systeme wie z.B. Active Tools. Die sind super grössenverstellbar und sehr robust. Man kann darin Socken, Neopreneschuhe oder Dry-Socks anziehen.
Im Finish / Endzug: Platz schütz vor Kentern
Gönnen Sie sich im Entzug viel Platz. Mehr als im Rennboot. Sie kennen die Faust zwischen Ruder und Bauch Regel? Verdoppeln Sie gerade. Lassen Sie mehr Platz zwischen Händen und Bauch beim Entzug. Im Finish dürfen die Hände beim Küstenrudern den Körper nicht berühren. Die Ruder können sich in Wellen verfangen, reißende Strudel können Sie überall erschüttern. Ich habe mich vielmals vorm Kentern gerettet, weil meine Hände sich nicht im Körper verfangen haben.
Schlaglänge:
Faustregel: Stellen Sie sich Ihren Coach im Motorboot, direkt am Heck Ihres Bootes vor.
Er sollte aus seiner Sicht Ihre Ruder bzw. Ihre Dollen in der Auslage bei 10 Uhr (rechts, Steuerbordseite) und 14 Uhr (links, backboard) sehen. Das Gleiche nun im Finish: Steuerborddollen: Zeigt nach 13.00 Uhr, der Backboard Dollen nach 11.00 Uhr

Steuerboard (13.00), Backboard (11.00 Uhr). Das sind generelle Hinweise die Jeder für sich austesten muss. Wir haben es oben schon erwähnt. Lieber weniger Auslage und Platz im Entzug lassen.
Fazit
Die Bootsabmessungen am Küstenboot zum Rennboot sind unterschiedlich. Beim Küstenrudern geht es im Vergleich zum Flachwasser um ein niedrigeres Übersetzungsverhältnis.
- Kürzere Ruder,
- längerer Innenhebel,
- größere Spannweite,
- etwas weniger Auslagewinkel
- mehr Platz im Finish.
- Stemmbrett zum Bug
Die Nutzung handelsüblicher Ruder und Formen wie Smoothies, Bantam etc. sind ok. Auch Macon Blätter. Wichtig ist, die Reduzierung der Ruderbelastung durch eine weichere Einstellung ermöglicht ein flinkes Handling und eine gute Beschleunigung. Und man kann schnell und effiziente Durchziehen auch bei welligen Bedingungen mmmmm