Wenn wir Coastal Boote testen ist immer wieder auffällig wie verschieden die Boote “klingen”, im Wasser, zu Land oder wenn wir mal gegen den Rumpf klopfen. Die Hörskala geht von “Bîlligmaterial bis, wow, extrem hochwertig. Wie also klingt mein Coastal Boot?

1. Unterschiedliche Materialeigenschaften: 

Steifigkeit und Elastizität:

Carbonfasern sind wesentlich steifer als Glasfasern. Dein Boot gibt auf Druck weniger nach. Diese Steifigkeit führt zu einem härteren, höheren und klareren Klang, da weniger Energie durch Materialverformung absorbiert wird. Ebenso haben Carbon Boote weniger Dichte / Masse. Es werden weniger Schallwellen gedämpft.

Glasfasern sind weniger steif, wodurch der Rumpf mehr Vibrationen aufnimmt und einen dumpferen, weicheren Klang erzeugt. Die höhere Dichte von GFK im Vergleich zu Carbon führt zu einem tieferen Resonanzverhalten und erzeugt einen tiefen Ton.

Carbon Boote resonieren bei höheren Frequenzen, weil das Material steifer ist. Der Klang ist knackig und scharf. GFK im Gegensatz resoniert schon bei niedrigeren Frequenzen, da es flexibler ist. Das ergibt einen tieferen und hohleren Klang. Der Klang wirkt weniger metallisch.

3. Laminataufbau: Dünn und Steif erzeugt hohe Töne

Carbon-Rümpfe finden wir meist bei High End Booten: Sind oft dünner, da das Material sehr stark ist und weniger Schichten benötigt. Der dünne Aufbau verstärkt den hellen Klang. Werden häufig in Sandwich-Bauweise mit sehr steifen Kernen (z. B. EPS oder Honeycombstrukturen) verwendet, was den Klang härter und klarer macht.

GFK-Boote haben meist mehr Schichten und sind dicker, was den Klang dumpfer macht. Aber das Boot auch schwerer. GFK-Sandwich-Kerne (oft Lantor Sandwich Strukturen oder weicherer Schaum) sind weniger steif, was den Klang weicher erscheinen lässt.

4. Wie klingt mein Coastal Boot: Verarbeitung und Bauweise: 

Coastal Boote Werden in der Regel präzise  gefertigt, da sie für High-End- und Performance-Anwendungen gedacht sind. In vielen Fällen sind es Kleinserien oder Einzelstücke. Dadurch entstehen weniger Unregelmäßigkeiten, die den Klang beeinflussen könnten. Gute Beispiele hierfür sind die Marken der Rubenetti Einer oder die Kanghua Carbon Solos. GFK-Boote sind oft für den Massenmarkt und mittlerer Produktionsgrössen ausgelegt, sind auch günstiger. Wir sehen bei diesen Boote immer wieder Unregelmäßigkeiten am Laminataufbau, sowie Lufteinschlüsse oder Harzüberflüsse. Luft im Laminat und Mehr (Harz-)Masse sorgen zusätzlich dafür den Klang dumpfer oder ungleichmäßiger machen.  Das bedeutet aber nicht automatisch, dass jedes tief klingende Boot schlecht produziert ist.

6. Einsatzzweck und Konstruktionsdetails

Noch ein Wort zu den Einsatzbereichen der Boote. Beide Bootematerialien eignen sich für verschiedene Formate.  Für den Freizeitbereich und den Racingbereich. Carbon-Boote sind meist eher Renn- oder Performance-Boote, bei denen Leichtbau und Steifigkeit entscheidend sind. Die dünnen, festen Wände sorgen für einen spezifischen Klang. GFK-Boote werden oft aber nicht ausschliesslich für Freizeit- und Fitnessboote genutzt, bei denen Robustheit im Vordergrund steht. Der Aufbau ist schwerer und weniger resonant.

Frage oder Fazit: Wie wichtig ist der Klang deines Bootes:

Ja es kann wichtig sein. Zum Eine geht es um dein individuelles Rudergefühl. Der Klang eines Bootes beeinflusst definitiv dein Fahrgefühl. Dumpfe Klänge, tiefe Töne geben of ein Gefühl von Comfort, Sicherheit und Stabilität. Der hohe Ton wird eher mit Sportlichkeit, Agilität und Fitness verbunden.

Ja, beim Kauf eines Gebrauchtboots. Durch Klopfen am Rumpf kann man eventuell Schäden erkennen, wie beispielsweise delaminierten Gelcoat, Lufteinschlüsse im Sandwich oder Risse.

Probiere mal aus. Klopfe auf verschiedene Bootsrümpfe, am besten am Bug oder unter dem Rollsitz. Garantiert hörst du den Unterschied. Die unterschiedlichen Klangcharakteristiken von GFK- und Carbon-Bootsrümpfen gehen zurück auf die Produktionsidee und den Spirit des Bootsbauer. Sie sind das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung verschiedener Faktoren.