Welche Ruder für mein Küstenboot?

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Immer wieder stellen wir uns die Frage: Welche Ruder brauche ich, wenn ich an der Küste rudern möchte? Welche Ruder sind für mein Küstenboot geeignet? Braucht ein Beach Sprinter andere Ruder als ein Langstrecken-Ruderer oder ein Breitensportler? Um es vorwegzunehmen: Wenn ihr als Masters oder Breitensportler an der Küste rudert und mit Wellengang rechnet, macht es immer Sinn Coastal Oars, also Küstenruder zu benutzen. Aber auch Breitensport Skulls können eine Alternative sein. Sie sind in puncto Flexibilität, Preis und Rückenfreundlichkeit eine gute Alternative und vor allem fast immer erhältlich.

Welche Skulls kommen für das Küstenrudern in Frage?

Im Prinzip könnt ihr jede Art von Skull benutzen. Vielleicht habt ihr schon welche, von eurem „normalen“ Boot. Diese zu benutzen, kommt vor allem dann in Frage, wenn ihr nur selten an der Küste rudert. Je mehr ihr allerdings an der Küste rudert, desto mehr werdet ihr sehen, welche Vorteile spezielle weichere Ruder oder auch die Küsten Skulls haben.

Gehen wir die Sache einmal durch. 3 Dinge sind bei Rudern interessant – Blatt und Schaft sowie der Härtegrad. Es ist egal, ob ihr euch für Ruder von Concept, Braca oder anderen Herstellern entscheidet, fragt euch wie hart der Schaft sein soll. Wir lieben es beispielsweise etwas weicher – das schützt den Rücken und macht den Durchzug etwas geschmeidiger.

Wie wichtig ist der Schaft? Welche Ruder für mein Küstenboot?

Im Küstenrudern werden Ruder ziemlich regelmäßig gebrochen. Bei jeder Regatta mit Wind und Wellen ist das so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich habe schon viele zerbrochene Kohlefaser Skulls bei Rennen, in meinen Kursen oder in der Brandung gesehen. Auf unserer Facebookseite haben wir viele Beispiele dargestellt, wie Skulls brechen können. Dies geschieht durch direkten Kontakt mit Drittbooten oder unnachgiebige Ruderer, die euer Boot mit ihren Skulls „angreifen“ zuhauf’, aber auch bei ungewollt, harten Kontakten mit Wellen. Die Welle hat eine ungeheure Kraft und schlägt schnell schon mal alte und schlecht gewartete Ruder durch.

Ein weiterer Punkt ist der Verlust der Ruder durch Wellenschlag. Schnell „verheddern“ sich die Ruder unter dem Boot. Bei hohem Wellengang oder beim Kentern bekommst du die Ruder nicht mehr unter dem Boot heraus. Hier ist die Chance sehr hoch, dass der Druck auf Dolle und Ruder so groß wird, dass die Ruder brechen.

Rudern mit weichen Schäften – Gerade beim Coastal Rowing von Vorteil

Welche Ruder für mein Küstenboot?
Viele verschiedene Blatttypen, credit: Rowing in Europe

Man kann das Bruchrisiko mindern, in dem man weichere Skulls nutzt. Sie funktionieren eher wie eine Feder und sind elastischer. Dementsprechend reagieren sie auf einen Stoß oder auf Druck „ausweichend“ und flexibel. Sie geben dem Druck bis zu einem gewissen Punkt nach und brechen erst wesentlich später. Wir empfehlen – insofern ihr vermehrt an der Küste rudert – weichere Schaft Kombinationen. Der Vorteil liegt hierbei, unserer Meinung nach, beim Wasserfassen. Erstens reagiert der Skull flexibler, wenn ihr vor dem Catch nochmal Wellenkontakt habt und die Gefahr, dass der Skull aus der Hand geschlagen wird, ist geringer. Zweitens habt ihr beim Druckaufbau ein besseres Gleichgewichtsgefühl. Ihr spürt also besser, wie ihr beschleunigt. Deshalb ist unsere Empfehlung, dass der Schaft nicht übermäßig steif sein sollte. Achtet bei der Auswahl, dass der Carbonanteil der Ruder nicht so hoch ist. Er sollte auf alle Fälle deutlich unter 80 % liegen – 60-70 % sind ausreichend. Das führt zu einer fast 10 % höheren Flexibilität.

Dicker oder dünner Schaft – Was ist mit Skinnies?

Wie dick sollte der Schaft sein? Es wird viel damit geworben, dass Skinnies große Vorteile haben. Die Hersteller versprechen, dass Windwiderstände sowie das Gewicht reduziert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob Wind ein starkes Argument beim Küstenrudern ist. Wie wichtig ist es, auf 2000 m 0.05 Sek. schneller zu sein? Bei den Olympischen Spielen unter Wettkampfbedingungen – sehr wichtig. Aber an der Küste? Vielleicht maximal beim Langstreckenrennen, aber hier können unerwartete Wellen eine größere Rolle spielen. Das Gewicht pro Skull ist da schon eher von Bedeutung. Aber auch hier muss man die Kirche im Dorf lassen: Wir sprechen über Gewichtsunterschiede pro Skull von 250 bis 350 Gramm. Wer das Geld ausgeben möchte, der kann es tun. Als notwendig erachten wir die Skinnies nicht.

Die Blattform: Smoothies vs Braca Double Wing vs Comp und andere Skulls

Auch hier haben die verschiedenen Hersteller wieder eine besondere Meinung. „Für viele Neueinsteiger ist das vielseitige und oft vertraute Smoothie2 Vortex-Ruderblatt ideal: Es lässt sich sauber und effizient einsetzen und seine Form hilft bei der Eintauchtiefe. Die Vortex-Kante erhöht die Effizienz und kann die Blattspitze schützen“, soweit der Kommentar von Concept USA.

In der Diskussion sind momentan auch andere Blattformen wie das Comp Blatt oder die Bantam Form. Wir selbst schließen Bantam und Bigblades für das Küstenrudern aus. Wir halten die Blattform für nicht geeignet, insbesondere dann, wenn es wellig wird. Das Comp Blatt könnte aber eine Alternative zum Smoothie oder Double Wing sein. Ben Booth, ein erfahrener Küstenruderer aus den USA hat mit Concept II Versuche gemacht und sagt das Folgende:

„Das Comp Blatt leistet eine gute Arbeit beim Einsatz und beim Übergang zum Durchzug. Bei moderaten, aber auch bei welligem Wasser bleibt das Blatt ruhig und tänzelt nicht auf und ab. Sie sorgen mit der harmonischen Verankerung für die notwendige Stabilität und nehmen – in Maßen – Nervosität aus dem Schlag. Booth spricht darüber, dass die Schlagzahlvarianz sehr gut zu managen ist. Diese Blätter eignen sich (wie auch Smoothies) sehr gut dazu, um in Wellen die Schlagzahl zu variieren. Das ist immer wieder wichtig, wenn man kurz vor dem ‚Surfen‘ ist oder sich dem Strand nähert und man das Boot korrigieren muss.“

Unser Fazit:

Weichere Ruder sind für das Küstenrudern besser geeignet als „Harte“. Sie sind angenehmer in der Hand, beim Einsatz und haben eine bessere Bruchdehnung. Sie geben ein gewisses Maß an Flexibilität, um die potenziell hohen Stoßbelastungen zu absorbieren, die entstehen, wenn das Boot herumspringt und die Wellen plötzlich gegen den Rumpf schlagen. Die Blätter würden wir eher kleiner wählen. Bracas Double Wing, Smoothies oder Comp sind ok. Ein Aspekt, den wir bisher noch nicht genauer betrachtet haben, ist die Ruderlänge. Es gibt Anbieter, deren Küstenruder sind etwas (2-3 cm) kürzer. Wir empfehlen längenverstellbare Skulls. Wenn ich an der Ostsee rudere, nutze ich Ruder mit einer Länge von 285/286 cm. Es gibt Spezialisten, die rudern mit 283 cm. Am besten probiert man es mal selbst aus.

Kann man auch mit Standard-Rudern, also Breitensport Skulls, an die Küste? Wir sagen ja. Die meisten Breitensport Skulls liegen bei ca. 40-50 % Carbon, sind flexibler und nicht so hart. Wir halten es für durchaus angebracht, auch diese Skulls zu nutzen. Vorausgesetzt, dass es nicht permanent bestialische Bedingungen hat, der Wind mit 5-6 BFT pfeift und du permanent beim Einsatz auf die Wellen knallst. (Aber bei diesem Weller will sowieso niemand raus).

Wir bei Coastal-Boats haben auch verschiedene Ruder im Angebot. Schaut einfach mal im Shop vorbei. 

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