Stell dir vor, es gäbe einen Muskel, mit dem du „Mentale Stärke“ abrufen könntest! Wäre der trainierbar?
Unsere Partnerwebsite Rowperfect hat dies versucht zu recherchieren und ist überzeugt: Ja, wir können unsere mentale Stärke trainieren. Wenn wir uns die Welt des Spitzensports anschauen, finden eine Vielzahl von Sportlern, die über eine große mentale Stärke verfügen. Oftmals entscheidet diese mentale Stärke sogar mehr über Sieg und Niederlage als andere Faktoren.
Mentale Stärke – Eine trainierbare Kopfsache
Man weiß heute, dass die Wiege unserer Überzeugungen im limbischen System im Mittelhirn liegt. Hier setzt modernes Mentaltraining den Hebel an. Es geht um Methoden und Techniken zur Verbesserung der geistigen Fähigkeiten und Fertigkeiten (Vorstellungsvermögen). Zugrunde liegt die Erkenntnis, dass wir mit unseren Gedanken unser Unterbewusstsein derart beeinflussen, dass damit in unserem Kopf über Erfolg oder Misserfolg unseres Tuns entschieden wird. Mentales Training ist das Erlernen oder Verbessern eines Ruder-Bewegungsablaufs, einer Handlung, einer Situation im Wasser, eines Zustandes, eines Wettkampftages durch intensives, wiederholtes, bewusstes Vorstellen, ohne dies körperlich gleichzeitig auszuführen. Durch ideomotorisches Training wird eine schwache Kontraktion der Muskeln hervorgerufen – Dies bezeichnet man als Carpenter-Effekt (Quelle und mehr zum Thema).
Mal als Beispiel: Wenn ihr an einem Beach Sprint teilnehmt, wäre ein denkbares mentales Training, immer wieder in Gedanken durchzugehen, wie ihr ins Boot einsteigt und welchen Handgriff ihr dort zuerst ausführt.
Gibt es ein Geheimnis für mentale Stärke?
Ja und Nein. Alle erfolgreichen Sportler zeigen ein ähnliches Muster: Hier sind die Gemeinsamkeiten:
- Sie erzielen verhältnismäßig gleichbleibende Leistungen unabhängig von situationsbezogenen Faktoren
- Sie behalten eine zuversichtliche, positive, optimistische Perspektive bei – selbst wenn die Lage nicht gut aussieht
- Sie werden bei einer schlechteren Leistung oder Problemen nicht unter dem Druck „ersticken“
- Sie werden mit Ablenkungen fertig, ohne zuzulassen, dass sie den optimalen Fokus beeinträchtigen (denkt hier beim Küstenrudern an die erste Boje, oder einen unruhigen Wellengang)
- Sie werden Schmerz und Unannehmlichkeiten tolerieren – Wichtig: Dies gilt nur für kurz einsetzende Schmerzen, wenn es zu wiederholenden Schmerzen oder Problemen kommen sollte, diese auf keinen Fall „wegtrainieren“, sondern mit Trainer und ggf. Arzt abklären.
- Sie bleiben hartnäckig, auch wenn das Vorankommen schwerfällt
- Sie haben die Fähigkeit, um Enttäuschungen schnell hinter sich zu lassen
Ziele und Kopfkino als Grundlage für Mentale Stärke
Neben dem wiederholten mentalen Durchgehen von Aktionen, die ihr im Boot oder ums Boot herum durchführt, ist auch eine realistische Zielsetzung Teil der mentalen Stärke. Die meisten großen Athleten setzen sich mit ihren Coaches 3 Arten von Zielen: Kurz, mittel- und langfristig. Ein langfristiges Ziel ist Paris oder Los Angeles. Ein kurzfristiges Ziel ist beispielsweise die Verbesserung der 2000 m Ergozeit zwischen Oktober und April um x Prozent. Hier hängt es natürlich auch von euch persönlich ab.
Beim Mentalen Training geht es darüber hinaus auch darum, euch Situationen vorzustellen, denen ihr bei einer Regatta ausgesetzt sein könntet. Stellt euch eine Situation vor und geht dann im Kopf durch, wie ihr auf diese reagiert. In der Praxis sieht das wie folgt aus:
Im Kopf wird immer wieder und wieder verfestigt, wie es ist, wenn ihr am Start nach 250 m auf Position 3 seid und was zu tun ist, um auf den ersten Platz zu kommen. Ihr stellt euch also vor, wie ihr vor Ort auf dem Wasser die Schläge macht, um am Gegner vorzuziehen. Darüber hinaus sollte auch das Endergebnis immer in eurer Vorstellung verankern. Ihr denkt also daran, wie es ist auf dem Siegertreppchen zu stehen, oder am Ende Gegner zu überholen. Ihr denkt daran, wie ihr in entscheidenden Momenten über euch hinauswachsen könnt.
Sind das nun Geheimnisse? Eigentlich nicht, oder? Es gibt heute viele Trainingsmethoden, die eure mentale Stärke verbessern können und euch zum positiven Denken anregen. Natürlich ist mentale Stärke – so vermutet man – auch eine Frage der Sportlerpersönlichkeit. Nicht jeder Sportler denkt, dass sein „Glas halbvoll“ ist.
Also – wenn ihr mentale Stärke trainieren wollt – geht verschiedenste Situationen durch. Und sprecht auch mit eurem Coach. Der hat in der Regel viel Rennerfahrung und weiß, wie ihr vorgehen könnt.
(Photo Credit: docplayer/Elisabeth Kaufe)