Coastal Rowing und Covid 19 – Interview

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Interview mit dem 2017 World Coastal Rowing Champion Simone Martini (IT)

In Linz , an der letzten WM habe ich Simone zum letzten Mal persönlich getroffen. Als Einerfahrer hatte er sich gerade für Italien für die Olympischen Spiele 2020 qualifiziert. Er war voller Freude und Elan. Seine vielen Fans waren auf dem Linzer Regattaplatz versammelt und jubelten ihm begeistert zu.

Das ist lange her. Vieles hat sich seitdem geändert. Das Virus hat auch seinen Sport getroffen und die politischen Maßnahmen wirkten sich auch auf sein Leben aus. Nach der ersten Welle dachten alle – wir könnten wieder zu einer halbwegs normalen Situation zurückkehren. Weit gefehlt.

Simone und seine Kollegen tragen während des Trainings nun wieder Handschuhe und wieder Masken. In den Clubs herrschen wieder strikte Vorschriften zu Hygiene und social distancing. Ich habe letzten Monat mit Simone über seine aktuelle Situation und seine Ruderpläne für die nächste Zeit gesprochen. Tom Wall sprach mit Simone über die Zeit der ersten welle und seine Pläne für die Zukunft.

Neuausrichtung nach Covid-19 – Interview mit Simone Martini

Simone bei der WRCC in Frankreich 2017

Tom: Simone, du bist Weltmeister im Küstenrudern. Gleichzeitig hattest dich auch in deinem Skiff für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Ich kann mir vorstellen, dass viele olympische Athleten von der gegenwärtigen Situation betroffen sind. Ist ein normales Leben für einen Ruderer derzeit möglich?

Simone: Die italienische Regierung war während der ersten Welle sehr plötzlich mit der Pandemie konfrontiert und hat ihre Gegenmaßnahmen dann in verschiedenen Phasen eingeteilt – je nach der Anzahl der Infizierten. In der sogenannten „Phase Null“, der ersten Phase, waren sportliche Aktivitäten für Profisportler erlaubt. Dann, als die Anzahl der Infektionen stark anstieg, kam es zu einer vollständigen Sperrphase – dem Lockdown. In dieser Sperrphase (Phase 1) waren nur Heimtrainings erlaubt. Jetzt sind wir zu Phase 2 übergegangen, in der einzelne sportliche Aktivitäten erlaubt sind.

Regelmässige Untersuchungen

Wenn wir also vom Rudern sprechen, können wir nur mit dem Einer trainieren. Glücklicherweise traten meines Wissens keine COVID-19-Fälle innerhalb der Nationalmannschaft auf. Wenn wir gemeinsam im Trainingslager wieder trainieren können, werden wir uns einigen medizinischen Untersuchungen unterziehen, um unseren Gesundheitszustand zu überprüfen.

Tom: Ich denke, das alles war sehr überraschend. Wie hat der italienische Ruderverband reagiert um euch zu unterstützen?

Unterstützung des Verbandes: Ergo und Fahrrad

Simone und der Verband: Gute Arbeit

Simone: Um während der Phase 1, in der wir nur zu Hause trainieren konnten, weiter trainieren zu können, gab uns der italienische Verband ein Ergo und/oder ein Bike; dazu kamen Gewichte, Gummibänder etc. Jetzt, da wir uns in Phase 2 befinden, können wir auch im Boot trainieren. Ich rudere zweimal pro Woche mit meinem Skiff in meinem Club, Canottieri Padova, an den anderen Tagen trainiere ich zu Hause.

Tom: Wie halten die Trainer Kontakt zu den Athleten? Erhaltet Ihr Wochenpläne? Wie messen Trainer Leistung und Daten?

Simone: Der Cheftrainer hat eine Überwachung durch zwei Workouts eingerichtet, die jede Woche auf dem Ergo durchgeführt werden sollen. Alle zwei Wochen stellt er einen anderen Trainingsplan zur Verfügung, um die Langeweile zu vermeiden. Wir schaffen es, per Videoconferenzen mit den Trainern und dem Rest der Nationalmannschaft in Kontakt zu bleiben. Wir verwenden auch eine WhatsApp-Gruppe, um Bilder und lustige Momente unter Mitgliedern der Nationalmannschaft auszutauschen.

Tom: Gibt es direkte persönliche Auswirkungen durch die Lockdownsituation? Wie ist es für dich, deine Athletenfreunde nicht zu treffen?

Topathleten für Italien: Simone und Freundin

Simone: Ich hatte wirklich Glück. Während des Lockdowns konnte ich zusammen mit meiner Freundin (Alessandra Patelli, die auch Olympiasportlerin ist) in ihrem Haus auf dem Land trainieren. Wir hatten dort genug Platz, um ein Fitnessstudio einzurichten. Echt gut. Normalerweise trainieren wir 4/5 mal pro Woche mit dem Ergo. Es war nicht einfach, so oft mit dem Ergo zu trainieren, besonders an sonnigen Tagen. Tom, Du bist auch Ruderer, du verstehst, dass ich Training im Boot vorziehe.

Verschiebung der Olympiade – Persönlicher Konflikt

Tom: Du warst für die Tokio-Spiele 2020 qualifiziert. Diese wurden nun verschoben. Einige Athleten haben mit dem Training aufgehört und die berufliche oder universitäre Karriere begonnen. Andere machen weiter. Wie hat der Virus dein Leben und deine Zukunftspläne verändert?

Simone: Ich bin Doktorand der Meereswissenschaften / Marinetechnik und Mitglied des HyMoLab-Labors an der Universität von Triest. Mein Studium endet im Oktober 2020 also nach der geplanten Olympiade. Ich wollte dann anfangen zu arbeiten. Für mich erschwert diese Neuausrichtung nach Covit-19 und Planänderung die Dinge ein wenig – besonders im Hinblick auf meinen Einstieg in die Arbeitswelt. Ich hoffe, dass ich sowohl trainieren als auch arbeiten kann und nicht gezwungen bin, eine Wahl zwischen meiner Karriere und meinem olympischen Traum zu treffen. Da ich kein Profisportler bin, bekomme ich kein Gehalt, um meinen Sport auszuüben. Ich hoffe deshalb, einige Sponsoren zu finden, die mich für dieses Jahr bis zu den Olympischen Spielen unterstützen.

Dank COVID-19: Bankziehen in Simones Keller

VITA:

Simone Martini begann 2004 mit dem Rudern bei Canottieri Trieste, einem kleinen Verein in seiner Heimatstadt Triest. Sein erstes internationales Rennen absolvierte er bei der U23-Weltmeisterschaft in 8+.

Er wechselte 2012 zum Verein Canottieri Padova. Dank der Hilfe seines neuen Vereins und des neuen Trainers Alberto Rigato gelang es Simone, seine Rudertechnik zu verbessern und eine erfolgreiche internationale Karriere zu starten. Nachdem er an zahlreichen Weltmeisterschaften und Universitäten in verschiedenen Booten teilgenommen hatte, entschloss er sich, im Einer zu rudern. Seit 2017 ist er einer der besten internationalen Rudersportler Italiens – erfolgreich bei zahlreichen internationalen Wettbewerben im Skiff. In Linz 2019 qualifizierte er sich zur großen Freude Italiens für die Olympischen Spiele in Tokio.

Neben dem olympischen Rudern nahm er seit fast 10 Jahren (2011) an jeder World Championship im Küstenrudern teil. In einem Solo natürlich. In diesem Boot gewann er seitdem 5 Medaillen, 2017 sogar Gold. Er mag Küstenrudern und hofft, dass es irgendwann einmal zur Olympischen Disziplin wird.

Dieser Post erschien auch bei rowperfect.co.uk

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