Habt Ihr schon mal von Osmose gehört? Osmose am Coastal Boat? Für diejenigen die aus dem Segelsport kommen ist dieses Phänomen bekannt. Aber ist Osmose am Coastal Boot ein Thema für Ruderer?
Osmose bedeutet die einseitige Diffusion eines Stoffes (in der Regel Wasser) durch eine semipermeable Membran (die Bootshaut). Das Wasser des Meeres oder des Flusses dringt in die Bootshaut ein und führt zu einer chemischen Reaktion. Der Osmose zu Grunde liegt das Bestreben der Teilchen, einen Konzentrationsausgleich zwischen Innen- und Außenraum der Membran zu schaffen. Es bilden sich kleine Bläschen.
Osmose ist ein Prozess der über Jahre abläuft. Er ist abhängig von der Anzahl der Ausfahrten, dem Gewässer, der Sonne und der Bootspflege. Regattaboote, die nur zur Langstrecke oder Beach Sprint und Training ins Wasser gelassen werden, wissen wohl gar nicht, was Osmose eigentlich ist
Zusammenfassung: Osmose im Coastal Boat erst 2035?
Osmose im Bootsbau ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Keiner will kleine Bläschen auf der Bootshaut. Den Rohmaterialien und dem Verarbeitungsprozess kommt eine wichtige Bedeutung zu. Osmose ist im Gegensatz zum Yachtbau in unserer Ruderwelt nur selten zu beobachten. Nur mit Rissen versehenen Coastal Boats die lange im Meer bewegt werden sind möglicherweise anfällig. Dennoch kann man sich beim (gebraucht-) Bootskauf schützen und die Osmose verzögern. So richtig Angst muss man nicht haben. Nicht bei Neubooten.
Generell haben Bootsrümpfe die in Vakuum Infusion hergestellt werden eine höhere Prozess-Sicherheit im Vergleich zu Handlaminierungen. Ebenso geben Epoxidharze und Vinylesterharze mehr Schutz als Polyesterharze (hydrolysefester).
Was passiert? Fehler in Prozess und Materialien
Unser Bootsmaterial ist eine Art Sandwich. Aussen ein Gelcoat, darauf laminierte Glasfaser oder Kerngewebe. Die Ursachen für eine Osmose sind vielfältig.
Etwas Chemie: Im feuchten Laminat entsteht als Reaktionsprodukt Styrol. Wenn es nicht völlig ausreagiert (Schlechte Härtung im Bootsrumpf) bleiben “feuchte” Reste im Laminat. Man riecht das manchmal wenn man den Luftkasten aufmacht. Wenn jetzt noch Lufteinschlüsse im Laminat sind setzt der osmotische Druckausgleich ein: Dann trifft einsickerndes Wasser auf Styrol und setzt sich auch in die Luftblasen. Ganz langsam trennt sich das Laminat vom Harz. Mehr darüber?
Häufigste Fehlerquellen sind bereits beim Bau des Rumpfes die Verwendung von unzureichenden Materialqualitäten oder nicht fachmännische Verarbeitungsmethoden. Aber auch die Umwelteinflüsse während der Nutzung spielen eine wichtige Rolle. Eine kleine Übersicht der häufigsten Ursachen
- Keine gute Durchtränkung des Rohlaminates: Es ist nicht ordentlich gerollt und laminiert worden. Die Glasfasern sind nicht vollständig mit Harz getränkt worden.
- Nutzung von Entlüftungsroller? Kleine Luftblasen im Laminat, die während der Verarbeitung nicht entlüftet worden sind.
- Dosierung des Gelcoats/Topcoats: Die Gelcoatschicht ist zu dünn dimensioniert oder nur mangelhaft vernetzt (Über- bzw. Unterdosierung des Härters).
- Schlechte Rohstoffe: Die Polyesterharze und Glasfasermatten des Laminats sind qualitativ nicht für eine dauerhafte Wasserbelastung geeignet.
- Bootspflege: eine Regenerationsmöglichkeit des Rumpfes an Land z.B. durch Trocknung während des Winterlagers.
Lieber Epoxide als Polyesterharze: Gibt es Materialunterschiede?
Aus dem Yachtbau aber auch aus dem Bau von Whirlpools und Hallenbäder wissen wir, dass es eklatante Unterschiede bei den Rohmaterialien gibt. Orthophthalsäureharz (Ortho Harze) zeigen sich in Versuchsreihen am wenigsten geeignet. Yachten, älter als 15 und mehr Jahren haben Osmoseschäden. Hier ist eine gute Beschreibung:
Nun sind 15 Jahre für ein Coastal Boot eine Menge Holz. Osmose im Jahr 2036? Wen interessiert das?. Dann folgen in der Reihenfolge ihrer Eignung:
Am besten wirken Epoxidharze und Vinylesterharze mit oder ohne Farbe. Polyesterharze eher nicht.
Osmose im Salatblatt: Osmose Beispiele aus dem Alltagsleben
Wikipedia gibt schöne Beispiele: Ein mit Salatsoße angemachter Blattsalat verliert nach relativ kurzer Zeit seine Festigkeit (Turgor). Diese erhält er normalerweise durch das in den Zellen vorhandene Wasser, welches durch Osmose an die Salatsoße abgegeben wird.
Das Aufplatzen reifer Früchte nach einem Regen wird durch den osmotischen Einstrom des Regenwassers und den daraus resultierenden osmotischen Druck im Innern der Frucht bewirkt.